David von Oheimb's Photo Gallery: Weißkugel (3739 m), Ötztaler Alpen, Italy, 27 Jul 2012

Eine technisch leichte, aber wegen des Gletschers nicht ganz ungefährliche Hochtour auf einen hervorragenden Aussichtsberg (ca. 2000 Höhenmeter, 22km, 10-13 Stunden). Er gilt als dritthöchster Berg Österreichs, liegt aber überwiegend auf Südtiroler Gebiet, von wo aus wir ihn auch bestiegen haben.

Der (nicht: die) Weißkugel stand schon lange (allerdings nicht ganz oben) auf meiner Wunschliste, seit ich ziemlich genau 8 Jahre zuvor mit zwei Freunden eine Ötztalrunde gemacht haben, wo wir von Vent kommend den großen Schlenker nach Westen zwar vorgesehen, aber dafür zu wenig Zeit eingeplant hatten.
Diesmal war ich ganz spontan auf Einladung von Markus zu seinem Stützpunkt in Prad am Stilfser Joch nachgekommen, nachdem das Wetter noch ziemlich gut angesagt war und er die Besteigung dieses klassischen Gipfels in Aussicht gestellt hatte.
Aufgrund seiner Skitour-Erfahrung mit diesem Berg (einmal von Norden, einmal von Süden kommend) wählten wir die einfachste Variante übers Matscher Tal, also von Süden aus, wo man mit dem Auto bis zu Glieshof auf 1807 m fahren kann. Man könnte mit dem Mountainbike noch ungefähr bis zur in meiner GPS-Aufzeichnung markierten zweiten Web-Abzweigung zur Oberetteshütte kommen.

Hier meine Aufzeichnung (leider mit mehreren Aussetzern) der Route per GPS als GPX- oder KML- Datei für Google Earth, auch auf Google Terrain Maps (mit Wegpunkten) und auf GPSies (OSM Cycle Map mit Wegpunkten und Statistiken).

Glieshöfe bis Fernerböden
 

 

 

Messstation für CO2-Austausch




















Nachdem wir beide Ausrüstungs-Minimalisten sind und das Wetter warum und stabil war, hatten wir nur Steigeisen dabei, die für den unteren Teil des Gletschers auch nötig waren. Wir sind die im Sommer sonst kaum begangene Skitourenroute gegangen, die zunächst lange recht flach durch den Talschluss nach Norden geht und dann an den Fernerböden nach Osten schwenkend nach einem kleinen Höhenverlust von 60 HM von fast ganz unten den kompletten Matscher Ferner längs hoch. Die Überlegung von Markus war, dass der Gletscher relativ flach verläuft und daher spaltenarm sein sollte (während die übliche Route über die Höllerscharte anfangs spaltenreich sein soll). Das stimmt zwar im mittleren Bereich, und weiter oben ist genug Schnee, dass wir uns sicher gefühlt haben. Im steilsten Bereich am Anfang war der Gletscher aper (schneefrei), so dass die Spalten leicht ersichtlich waren, aber dann gab es eine tückische Zone, vor er konvex (nach außen gebeult) ist. Dort gibt es auf jeden Fall durch Rissbildung Spalten, und diese waren größtenteils durch eine etwas hellere Schneeschicht überzogen. Vermutete Schwachstellen haben wir umgangen oder mit großen Schritten übergangen. Einmal merkte ich dabei, dass der Schnee an der Ferse nachgab. Als Markus mit dem Stock etwas nachbohrte, brach der Schnee auf über einen halben Meter Breite ein und verschwand in unbekannte Tiefe. Hätte ich den Fuß nur 10cm weniger weit nach vorn gesetzt, wäre ich wohl mit eingebrochen. Ich male mir lieber nicht aus, wie das leicht hätte enden können. Als ich zwei Tage später im Gottesdienst das Lied ``You are my shepherd´´ mitsang, bekam für mich der Vers ``You hold my hand, and You guide my steps, I could walk through the valley of death, And I won't be afraid.´´ eine ganz neue Bedeutung.
Matscher Ferner
















 

 

 

Hintereisjoch
Bis zum Gletschereinstieg brauchten wird 3½ Stunden, und dann noch ca 2½ Stunden bis zum Gipfel. Die oberen 80% des Gletschers waren auch ohne Steigeisen problemlos gangbar. Der kurze ausgesetzte Gipfelgrat war eisfrei und einfach zu klettern (Schwierigkeitsgrad I+).
Im oberen Bereich trafen wir vor und nach unserem Gipfelaufenthalt mehrere Seilschaften an, die meist in unseren Augen übertrieben viel Ausrüstung mit sich herumschleppten. Ich habe mir zwar dann auch wieder gedacht, dass man auf Gletscher einfach grundsätzlich angeseilt gehen sollte, aber Markus meinte später dazu zu Recht, dass es in einer Zweier-Seilschaft sehr fraglich ist, ob eine Person die andere wirklich bei einem unerwarteten Spaltensturz aufhalten kann, und es im Gegenteil leicht passieren kann, dass sie auch noch mit in die Spalte gezogen wird — gerade weil im kritischsten Bereich gleichzeitig die Schneebrücken sehr dünn und die sonstige Gletscheroberfläche sehr hart und damit rutschig war.
Matscher Wandl











Leider war es über Mittag recht wolkig, so dass sich die Fernsicht und das Fotolicht in Grenzen hielten. Aber mit der Temperatur und dem Wind hatten wir Glück, denn vor dem Gipfel mussten schon viele wegen Sturm umkehren.
Gipfel





Gipfel-Radler mit Orange

Schnapsnase wegen der Sonne

Wildspitze

Similaun












Aufgrund der Erfahrung beim Aufstieg wählten wir für den Abstieg eine andere Variante, nämlich uns möglichst am linken Rand haltend noch vor dem Quelljoch auf den zunächst weglosen Felsgrat. Nachdem das aber wegen Kraxelei in sehr brüchigem Gestein zeitraubender war als erwartet, gingen wir wieder auf den Gletscherrand zurück. Markus nahm dann noch die Äußere Quellspitze mit, die dann einfacher zu begehen war, während ich weiter den ca. 30-40° steilen Gletscherrand unterhalb der vermuteten Randkluft zur Höllerscharte querte. Das ging zunächst sehr flott, aber dann kam eine Passage, auf der Schutt und meist harter Schnee sehr instabil auf Blankeis lagerte und teils schon von selbst abrutschte. Dort war ich gezwungen, die Steigeisen wieder anzulegen und mir teils kräftig und recht zeitraubend Stufen ins Eis zu stampfen.
Abstieg im Gletscherbereich















Markus musste daher an der Höllerscharte bestimmt eine halbe Stunde auf mich warten, bis ich dort etwas erschöpft ankam und erst mal eine kleine Pause brauchte.
Höllerscharte



Eigentlich wollten wir von dort möglichst direkt zur Oberetteshütte (2677 m) absteigen, haben aber den direkten Weg nicht gefunden und mussten daher mit dem ziemlich länglichen und brüchigen Gratweg 5A Vorlieb nehmen, der dann in den angenehmeren Weg 5B überging.
Weg 5A



Weg 5B




 

 

 

Oberetteshütte
An der Oberetteshütte konnten wir unsere Kompass- bzw. Wanderreitkarte mit der Tabacco- und DAV-Karte vergleichen mit dem Ergebnis, dass Letztere noch die besten Weginformationen enthält. Nach 6½ Stunden Abstieg kamen wir endlich wieder am Parkplatz an, während sich über dem Ortler ein Gewitter zusammenbraute.
Weg 2 und 1












 

Glieshöfe

Matschertal

Ortler

URL: http://David.von-Oheimb.de/gallery/Weisskugel/index.html, Last modified: Sun Jul 29 17:55:17 CEST 2012