Jerusalem, die treulose Ehefrau

Jer 2,1-13; Hes 23   

1Und das Wort des Herrn erging an mich folgendermaßen: 2Menschensohn, halte Jerusalem ihre Greuel vor, 3und sage: So spricht Gott, der Herr, zu Jerusalem: Nach Herkunft und Geburt stammst du aus dem Land der Kanaaniter; dein Vater war ein Amoriter und deine Mutter eine Hetiterin. 4Und mit deiner Geburt verhielt es sich so: An dem Tag, als du geboren wurdest, ist dein Nabel nicht abgeschnitten worden; du bist auch nicht im Wasser gebadet worden zu deiner Reinigung; man hat dich nicht mit Salz abgerieben noch in Windeln gewickelt. 5Niemand[1] wörtlich Kein Auge.
hat mitleidig auf dich geblickt, dass er etwas derartiges für dich getan und sich über dich erbarmt hätte, sondern du wurdest auf das Feld hinausgeworfen, so verachtet war dein Leben am Tag deiner Geburt.
6Da ging ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blut zappeln und sprach zu dir, als du dalagst in deinem Blut: »Du sollst leben!« Ja, zu dir in deinem Blut sprach ich: »Du sollst leben!« 7Ich ließ dich zu vielen Tausenden werden wie das Gewächs des Feldes. Du bist herangewachsen und groß geworden und gelangtest zur schönsten Blüte. Deine Brüste wölbten sich, und dein Haar wuchs, aber du warst noch nackt und bloß.
8Als ich nun an dir vorüberging und dich sah, siehe, da war deine Zeit da, die Zeit der Liebe. Da breitete ich meine Decke über dich und bedeckte deine Blöße. Ich schwor dir auch und machte einen Bund mit dir, spricht Gott, der Herr; und du wurdest mein. 9Da badete ich dich mit Wasser und wusch dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl. 10Ich bekleidete dich mit buntgewirkten Kleidern und zog dir Schuhe aus Seekuhfellen an; ich legte dir weißes Leinen an und hüllte dich in Seide. 11Ich zierte dich mit köstlichem Schmuck; ich legte dir Spangen an die Arme und eine Kette um deinen Hals; 12ich legte einen Ring an deine Nase und Ringe an deine Ohren und setzte dir eine Ehrenkrone auf das Haupt.
13So warst du geschmückt mit Gold und Silber, und dein Kleid war aus weißem Leinen, aus Seide und Buntwirkerei. Du hast Weißbrot[2] wörtlich Feinmehl; wie in Vers 19.
und Honig und Öl gegessen; und du wurdest überaus schön und brachtest es bis zur Königswürde.
14Und dein Ruhm verbreitete sich unter den Heidenvölkern wegen deiner Schönheit; denn sie war vollkommen durch meinen Schmuck[3] oder meine Herrlichkeit.
, den ich dir angelegt hatte, spricht Gott, der Herr.
15Du aber hast dich auf deine Schönheit verlassen und auf deine Berühmtheit hin gehurt und hast deine Hurerei über jeden ausgegossen, der vorüberging; er bekam sie. 16Du hast auch von deinen Kleidern genommen und dir bunte Höhen gemacht; und du hast auf ihnen Hurerei[4] In diesen Abschnitten wird der Begriff »Hurerei« (oder »Unzucht«) sinnbildlich für den Götzendienst Israels verwendet.
getrieben, wie sie niemals vorgekommen ist und nie wieder getrieben wird.
17Du hast auch deine prächtigen Schmucksachen von meinem Gold und meinem Silber genommen, die ich dir gegeben hatte, und hast dir Bilder von Männern daraus gemacht und mit ihnen Hurerei getrieben.
18Du hast auch deine buntgewirkten Kleider genommen und sie damit bekleidet; und mein Öl und mein Räucherwerk hast du ihnen vorgesetzt. 19Meine Speise, die ich dir gegeben hatte, Weißbrot, Öl und Honig, womit ich dich speiste, hast du ihnen vorgesetzt zum lieblichen Geruch. Ja, das ist geschehen! spricht Gott, der Herr.
20Ferner hast du deine Söhne und deine Töchter genommen, die du mir geboren hattest, und hast sie ihnen zum Fraß geopfert! War nicht schon deine Hurerei genug, 21dass du noch meine Kinder geschlachtet und sie dahingegeben hast, indem du sie für jene [durchs Feuer] gehen ließest? 22Und bei allen deinen Greueln und deinen Hurereien hast du nicht an die Tage deiner Jugend gedacht, wie du damals nackt und bloß dalagst und in deinem Blut zappeltest!
23Und es geschah, nach aller dieser deiner Bosheit – Wehe, wehe dir! spricht Gott, der Herr – 24da hast du dir auch noch Götzenkapellen[5] wörtlich Gewölbe; besondere Stätten der Götzenverehrung.
gebaut und Höhen[6] Die »Höhen« waren ein Ort für heidnische Opferriten.
gemacht an jeder Straße.
25An allen Weggabelungen hast du deine Höhen gebaut, und du hast deine Schönheit geschändet; du spreiztest deine Beine gegen alle, die vorübergingen, und hast immer schlimmer Hurerei getrieben. 26Du hurtest mit den Söhnen Ägyptens, deinen Nachbarn, die großes Fleisch hatten, und hast immer mehr Hurerei getrieben, um mich zum Zorn zu reizen. 27Aber siehe, da streckte ich meine Hand gegen dich aus und minderte dir deine Kost; und ich gab dich dem Mutwillen deiner Feindinnen, der Töchter der Philister, preis, die sich vor deinem verruchten Treiben[7] wörtlich vor deinem unzüchtigen / schändlichen Weg.
schämten.
28Da hurtest du mit den Söhnen Assyriens, weil du unersättlich warst. Du hurtest mit ihnen, wurdest aber doch nicht satt. 29Da triebst du noch mehr Hurerei, bis hin zu dem Händlerland Chaldäa. Aber auch da wurdest du nicht satt.
30Wie schmachtete dein Herz, spricht Gott, der Herr, als du dies alles triebst, das Treiben eines zügellosen Hurenweibs, 31dass du deine Götzenkapellen an jeder Weggabelung bautest und deine Höhen an jeder Straße machtest. Nur darin warst du nicht wie eine andere Hure, dass du den Hurenlohn verschmähtest.
32O du ehebrecherische Frau, die Fremde annimmt anstatt ihres Ehemannes! 33Sonst gibt man allen Huren Lohn; du aber gibst allen deinen Liebhabern Lohn und beschenkst sie, damit sie von allen Orten zu dir kommen und Hurerei mit dir treiben! 34Es geht bei dir in der Hurerei umgekehrt wie bei anderen Frauen: Dir stellt man nicht nach, um Hurerei zu treiben; denn da du Hurenlohn gibst, dir aber kein Hurenlohn gegeben wird, ist es bei dir umgekehrt.

Gottes Gericht über die Hurerei Jerusalems

35Darum, du Hure, höre das Wort des Herrn! 36So spricht Gott, der Herr: Weil du dein Geld[8] wörtlich Kupfer.
so verschwendet hast und mit deiner Hurerei deine Blöße gegen alle deine Liebhaber aufgedeckt und gegen alle deine greuelhaften Götzen entblößt hast, und wegen des Blutes deiner Kinder, die du ihnen geopfert hast,
37darum siehe, will ich alle deine Liebhaber versammeln, denen du gefallen hast, alle, die du geliebt und alle, die du gehasst hast: ja, ich will sie von allen Seiten ringsum gegen dich versammeln und deine Blöße vor ihnen aufdecken, dass sie deine ganze Blöße sehen sollen.
38Ich will dir auch das Urteil sprechen, wie man den Ehebrecherinnen und Mörderinnen das Urteil spricht, und an dir das Blutgericht vollziehen mit Grimm und Eifer. 39Und ich will dich in ihre Gewalt geben, und sie werden deine Götzenkapellen abbrechen und deine Höhen umreißen; sie werden dir deine Kleider ausziehen; sie werden dir allen deinen kostbaren Schmuck nehmen und dich nackt und bloß liegen lassen. 40Sie werden auch eine Versammlung gegen dich aufbieten; sie werden dich steinigen und dich mit ihren Schwertern erschlagen.
41Sie werden deine Häuser mit Feuer verbrennen und an dir das Strafgericht vollziehen vor den Augen vieler Frauen. So will ich deiner Hurerei ein Ende machen, und du wirst künftig auch keinen Hurenlohn mehr geben. 42Und ich will meinen grimmigen Zorn an dir stillen; und dann wird sich mein Eifer von dir abwenden, und ich werde Ruhe finden und nicht mehr zornig sein.
43Weil du nicht an die Tage deiner Jugend gedacht hast, sondern durch dies alles dich wie wild gegen mich gewandt hast, siehe, so will auch ich dir deinen Wandel auf deinen Kopf bringen, spricht Gott, der Herr, damit du nicht zu allen deinen Greueln noch weitere Schandtaten verübst!
44Siehe, alle Spruchdichter werden auf dich dieses Sprichwort anwenden: »Wie die Mutter, so die Tochter!« 45Du bist die Tochter deiner Mutter, die ihren Mann und ihre Kinder verschmähte, und du bist die Schwester deiner Schwestern, die ihre Männer und Kinder verschmähten. Eure Mutter war eine Hetiterin und euer Vater ein Amoriter. 46Deine ältere Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, die zu deiner Linken wohnen; deine jüngere Schwester aber, die zu deiner Rechten wohnt,[9] d.h. nördlich (Samaria) bzw. südlich (Sodom) von Jerusalem.
ist Sodom mit ihren Töchtern.
47Auf ihren Wegen bist du nicht gewandelt, und nach ihren Greueln hast du nicht gehandelt, sondern, wie wenn dies zu wenig gewesen wäre, hast du es in all deinem Wandel schlimmer getrieben als sie. 48So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr, deine Schwester Sodom mit ihren Töchtern hat nicht so [übel] gehandelt, wie du und deine Töchter gehandelt haben!
49Siehe, das war die Sünde deiner Schwester Sodom: Hochmut, Speise in Fülle und sorglose Ruhe wurde ihr und ihren Töchtern zuteil; aber dem Armen und Bedürftigen reichten sie nie die Hand, 50sondern sie waren stolz und verübten Greuel vor mir; deswegen habe ich sie auch hinweggetan, als ich es sah.
51Auch Samaria hat nicht halb so viel gesündigt wie du; sondern du hast viel mehr Greuel verübt als sie, so dass du deine Schwestern gerecht erscheinen ließest durch alle deine Greuel, die du begangen hast! 52So trage nun auch du deine Schande, die du für deine Schwestern eingetreten bist durch deine Sünden, mit denen du größere Greuel begangen hast als sie, so dass sie gerechter dastehen als du! Darum schäme du dich auch und trage deine Schande, weil du deine Schwestern gerechtfertigt hast!
53Ich will aber ihr Geschick[10] oder ihre Gefangenschaft; so auch nachher.
wenden, das Geschick Sodoms und ihrer Töchter und das Geschick Samarias und ihrer Töchter; auch das Geschick deiner Gefangenschaft in ihrer Mitte will ich wenden,
54damit du deine Schande trägst und dich alles dessen schämst, was du getan hast, wodurch du ihnen zum Trost dientest.
55So werden deine Schwestern, Sodom und ihre Töchter, wieder zur ihrem früheren Stand zurückkehren; auch Samaria und ihre Töchter sollen wieder zu ihrem früheren Stand zurückkehren; und du und deine Töchter, ihr sollt auch in euren früheren Stand zurückkehren. 56Es war von deiner Schwester Sodom nichts zu hören aus deinem Mund zur Zeit deines Stolzes, 57ehe deine Bosheit auch an den Tag kam, zu der Zeit, da die Töchter Arams und alle ihre Nachbarn dich schmähten und die Töchter der Philister dich ringsum verachteten. 58Deine Verdorbenheit und deine Greuel, wahrlich, du musst sie tragen, spricht der Herr.
59Denn so spricht Gott, der Herr: Ich handle an dir, wie du gehandelt hast! Du hast den Eid verachtet, den Bund gebrochen. 60Aber ich will an meinen Bund gedenken, den ich mit dir geschlossen habe in den Tagen deiner Jugend, und ich will einen ewigen Bund mit dir aufrichten. 61Dann wirst du an deine Wege gedenken und dich schämen, wenn du deine älteren und jüngeren Schwestern zu dir nehmen wirst, die ich dir zu Töchtern geben will, obgleich nicht auf Grund deines Bundes. 62Aber ich will meinen Bund mit dir aufrichten, und du sollst erkennen, dass ich der Herr bin, 63damit du daran denkst und dich schämst und vor Scham den Mund nicht auftust, wenn ich dir alles vergebe,[11] wörtlich wenn ich dir für alles Sühnung erwirke …
was du getan hast, spricht Gott, der Herr.