Die Sehnsucht der Braut nach dem Geliebten

1Ich bin eine Narzisse von Saron, eine Lilie der Täler.

Salomo:

2Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern!

Sulamit:

3Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter unter den Söhnen! In seinem Schatten saß ich so gern, und seine Frucht war meinem Gaumen süß.
4Er führte mich ins Weinhaus, und die Liebe ist sein Banner über mir.
5Stärkt mich mit Rosinenkuchen, erquickt mich mit Äpfeln; denn ich bin krank vor Liebe!
6Er lege seine Linke unter mein Haupt und umarme mich mit seiner Rechten!
7Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder den Hindinnen[1] poetische Bezeichnung für Hirschkühe.
des Feldes: Erregt und erweckt nicht die Liebe, bis es ihr gefällt![2] Dieser Vers ist der Refrain des Hoheliedes und markiert die vier Teile des Hoheliedes (Kap. 2,7; Kap. 3,5; Kap. 8,4).

8Da ist die Stimme meines Geliebten! Siehe, er kommt! Er springt über die Berge, er hüpft über die Hügel!
9Mein Geliebter gleicht einer Gazelle oder dem jungen Hirsch. Siehe, da steht er hinter unserer Mauer, schaut zum Fenster hinein, blickt durchs Gitter.
10Mein Geliebter beginnt und spricht zu mir:
»Mach dich auf, meine Freundin, komm her, meine Schöne!
11Denn siehe, der Winter[3] ca. zweite Oktoberhälfte bis Ende März. Die Verse 11-14 beschreiben den Jahreszyklus.
ist vorüber, der Regen hat sich auf und davon gemacht;[4] ca. Ende März.

12die Blumen[5] Das hebr. Wort bezeichnet wohl den Anfang April blühenden roten Hahnenfuß.
zeigen sich auf dem Land, die Zeit des Singvogels[6] wörtlich des Samir; ein Vogel, dessen Gesang während der Paarungszeit im April plötzlich einen besonderen Wohlklang bekommt.
ist da, und die Stimme der Turteltauben[7] Paarungszeit der Turteltauben: früh im Mai.
lässt sich hören in unserem Land;
13am Feigenbaum röten sich die Frühfeigen, und die Reben verbreiten Blütenduft;[8] Ende Mai.
komm, mach dich auf, meine Freundin; meine Schöne, komm doch!
14Meine Taube in den Felsenklüften, im Versteck der Felsenwand;[9] Die wilden Tauben mit Nestern in den Felsklüften paaren sich von Mai bis Mitte Juni.
lass mich deine Gestalt sehen, lass mich deine Stimme hören! Denn deine Stimme ist süß, und lieblich ist deine Gestalt.«
15Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, welche die Weinberge verderben; denn unsere Weinberge stehen in Blüte!
16Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein, der unter den Lilien weidet.
17Bis der Tag kühl wird und die Schatten fliehen, kehre um, mein Geliebter, sei gleich der Gazelle oder dem jungen Hirsch auf den zerklüfteten Bergen!